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Blofelds(B) Zeitzeugeninterview mit Herrn Jürgen Wehrmann(W),
am 31.10.2009 in Neu-Isenburg,Triebweg

B: Herr Wehrmann, Sie hatten die Maklis schon als Kind kennengelernt?

W: Als Kind hatten wir etwas Kontakt mit denen. Die waren in ihrer „Wirtschaft“ dort hinten vergraben.Als Kinder war die ganze verwilderte Gegend mit ihren Bunkerresten und eingestürzten Gartenhäusern für uns ein großer Abenteuerspielplatz. Der Stefan Makli hat uns einmal mit einem Stock vom Grundstück gejagt.

B: Die Maklis hatten sich doch kurz nach dem Krieg gleich hier angesiedelt?

W: Als ich ein Kind war, waren die schon hier, soweit ich mich erinnern kann. Ich wurde 1948 bei Lübeck geboren

B: Sie sagten mir vorab am Telefon, dass die Maria Makli Ihrer Mutter immer die Eier gebracht hatte…

W: Nicht immer, ich weiß noch, dass sie Eier gebracht hat. Sie war so im Aussehen, wie man sich eine ungarische Landfrau vorstellt. Ich habe noch in Erinnerung, dass sie schwarze Kleider und ein weißes Kopftuch trug. Das war damals aber nichts ungewöhnliches. Landfrauen liefen damals meistens noch mit einem Kopftuch herum.

B: War der Stefan Makli eigentlich immer ordentlich gekleidet, oder hatte er auch ein schmuddeliges Äußeres?

W: Nein, im Gegensatz zu dem Dreck in dem die hausten war er ordentlich angezogen. Jetzt nicht vornehm, aber normal und ordentlich.

B: Also wie ein normaler Arbeiter damals?

W: Ja, wie ein Arbeiter. Auf seinem Grundstück hatte er dann immer noch Gummistiefel getragen. Auf den Wiesen dort hinten stand das Wasser oftmals sehr hoch.

Der sogenannte Brüllochsenbachweg geht von hier gegenüber links rein. Und dort wo es ganz hinten nicht mehr weitergeht, dort haben die gehaust. Rechts war ein Bunker, da ist heute ein Misthaufen drin, da stand damals die Kuh von denen.

B: Also hat dieser Bunker damals zum Makli-Grundstück gehört?

W: Also das kann ich heute nicht mehr sagen wie die Grundstücker da verliefen. Auf jeden Fall hat er da einiges benutzt. Ich kann mich erinnern, dass wir einmal dort waren, ich weiß aber nicht mehr aus welchem Grund. Das Gelände war schlammig, dort wuchsen auch Brennesseln und Brombeeren, es sah einfach alles verkommen aus

B: Makli hatte auf seinem Grundstück also nichts gepflegt, Büsche beseitigt, gemäht etc.?

W: Soweit ich das in Erinnerung habe, war da gar nichts gepflegt. Da war auch kein Weg zur Hütte. Es war einfach nach allen Seiten alles niedergetrampelt, noch nicht einmal ein richtiger Trampelpfad war das. Da lag dann so Reisigholz herum das auch schon verwachsen und verwuchert war. Es war nichts in Ordnung gebracht.

B: Die Maklis hatten dort in so einer ehemaligen Flakbaracke gewohnt?

W: Nee, es war eine Bretterhütte. Es kann sein, dass die an so einem Mauerrest noch etwas drangebaut haben. Ich habe da mal reingeschaut, da hat es drinnen ausgeschaut wie „Hund“. Links stand ein Bett und es war alles verdreckt.

B: Haben die da drinnen richtig im Dreck gehaust?

Man kann sich gar nicht vorstellen, dass die das jahrzehntelang so ausgehalten haben.

W: Nein, das kann man sich heutzutage nicht mehr vorstellen.

B: Die hatten ja auch Kühe, Hühner etc.?

W: Ich kann mich noch an eine Kuh erinnern. Gänse hatten sie auch gehabt. Es kann auch sein, dass die Ziegen und Schafe hatten. Ich kann mich noch gut an die Kuh erinnern, die in den Restmauern von dem Bunker gestanden hatte.

B: Wissen Sie noch wo vom Bunker aus die Hütte stand, war das irgendwo schräg gegenüber?

W: Ja, der Bunker, dann noch ca. 100 Meter ein Stückchen weiter, etwas links, man kann sich da heute schwer orientieren, weil da lag was rum, dort war wieder ein Stück Zaun…

B: Die hatten das Grundstück nicht eingefriedet?

W: Ja doch, das war aber alles primitiv gemacht. Der hatte einen Pflock in die Erde gehauen, etwas Draht gespannt und wenn der Draht mal gerissen war, hat alles rumgelegen und er hat sich nicht mehr darum gekümmert.

B: Sie sagten auch, Sie hätten Makli mal geholfen das Auto aus dem Schlamm zu ziehen?

W: Ja, das war ein Opel Rekord A. Der war ockerfarben mit einem weißen Dach und Weißwandreifen. Das war damals ein Wagen der gehobenen Mittelklasse. So ein Auto hatte damals viel Geld gekostet. Die Leute hat das damals gewundert und viele haben sich gefragt, wie kommt der Stefan zu so einem Auto. Er hat irgendwo gearbeitet, aber wo und was, das kann ich Ihnen auch nicht sagen.

B: Wissen Sie noch wann Stefan Makli zum erstenmal mit dem Wagen herumgefahren ist?

W: Oh je, fragen Sie mich nie nach Jahreszahlen.

B: Einige Zeit vor dem Mord?

W: Das auf alle Fälle. Ich weiß heute auch nicht mehr, ob ich gleich mitbekommen habe, wann der Makli ermordet worden ist. Ich habe es dann irgendwann erfahren, aber ich weiß nicht ob es noch an demselben Tag war. Auf einmal hieß es nur der Makli und seine Frau, die Maria, seien ermordet worden.

Auf dem Weg wo es zum Makli geht, hatten wir einen Acker, den hatten wir aber als Garten genutzt, das gehörte zum Ernährungsplan dazu. Nebendran war ein Häuschen, da hatten ältere Leute drin gewohnt, mit denen hatten wir Kontakt. Dann war daneben eine Baumschule und da stand ein alter VW-Bus, wo auch jemand ab und zu drin gehaust hat. Das war so eine Schrottkarre. Da war dann auch mal die Polizei da und hat nach dem Typ der den VW-Bus nutzte gefragt. Ob das jetzt aber nach dem Mord oder später war, das weiß ich heute nicht mehr. Wir wussten, dass da einer drin gehaust hat, ein Penner oder so etwas. In der Schrottkarre befanden sich einige verkommene Decken.

B: Stefan Makli hatte doch auch eine Stammkneipe?

W: Es gab in Isenburg in der Berliner Strasse eine Kneipe die hieß Baba-Quick, heute ist da eine Bäckerei drin. Baba war eine Biersorte damals, die nannte sich Baba-Bier. Da kann ich mich erinnern, dass ich den Stefan da mal getroffen hatte. Aber das waren keine Gespräche damals, sondern ein „Guten Tag“. Ich war in einem Alter damals, wo ich mich in einer Kneipe eigentlich gar nicht blicken lassen durfte. Makli war auch nicht in Gesellschaft. Er stand alleine an einem Stehtisch und trank sein Bier.Und er trank auch nicht viel. Alkoholiker war der nicht.

Als Kind habe ich seine Frau, bekleidet mit dem weißen Kopftuch immer mal gesehen, später überhaupt nicht mehr.

B: Obwohl Sie eigentlich in der Nähe wohnten?

W: Die waren ja total eingegraben dort hinten.

B: Außer der Kleingartenkolonie „Engwaad“ hatten die ja auch keine Nachbarschaft?

W: Die „Engwaad“ war da, aber da ist noch der Bach dazwischen. Und die „Engwaad“ hatte auch einen durchgehenden Zaun gehabt. Beim Makli war alles verwachsen. Es kam nur noch der Makli und dann war Schluß

B: Die ganzen Grundstücke die heute dort hinten eingezäunt sind, das kam dann alles erst später?

W: Das kam alles erst später. Dort hinten waren Wiesen, ein Viehhändler hatte dort seine Kühe gehabt.

B: Da waren also nur Wiesen, Äcker und Weiden?

W: Ja, ja

B: Außer dem Penner im VW-Bus war also dort hinten außer den Maklis gar keiner mehr?

W: Auf der rechten Seite waren am Anfang Schrebergärten bis zu dem VW-Bus von dem Penner ungefähr und dann kam eine Wiese, die aber schwer nutzbar war, weil die oft unter Wasser stand. Da sind wir als Kinder mit Zinkwannen drin rumgefahren.

B: Das Makli-Grundstück war auch von einem Bach begrenzt?

W: Ja, links vom Bach, der „Engwaad“ rechts vom Bach.

Ich kann mich auch an keinen Menschen erinnern, der mal hinter zum Makli ist. Kann sein, dass der mal Besucher gehabt hat. Ab und zu ist mal eine landwirtschaftliche Maschine dort hinter gefahren. Die Felder waren aber alle verkommen. Auf einigen Feldern wurde Getreide, Korn und auch einmal Rosenkohl angepflanzt. Ansonsten war dort hinten nichts angebaut. Da war eine Weide und die war nicht besonders geeignet, weil sie immer matschig war.

B: Also war die Gegend dort hinten damals schon total verwildert gewesen?

W: Ja. Mich hatte es schon immer gewundert, dass der Makli, der dort hinten wie ein Eremit gehaust hat, einmal in einer Kneipe anzutreffen war. Aber er war allein und ist dann wieder gegangen. Dann sein damals teures Auto

B: Aus den polizeilichen Ermittlungen ging hervor, dass er über seine Ersparnisse herumerzählt haben musste.

W: Also ich habe ihn so zwischen 3 – 5 mal in dem Baba-Quick getroffen und da war der alleine am Stehtisch. Da war kein Mensch dabei.

B: Der Täter hätte ein südländisches Aussehen gehabt. Es kann ein Ausländer gewesen sein. Merkwürdig ist auch, dass der Mörder auch den Hund der Maklis nicht erschossen hat. Es ist ja bekannt, dass Zigeuner keine Tiere töten. Und für das fahrende Volk war auch der „Eiserne Vorhang“ damals schon durchlässig. Aber das ist nur so eine Theorie von mir.

W: Kann schon so eine Seilschaft gewesen sein.Ich hatte mir das mal so überlegt. Seine Frau ist ja seit Kriegsende nie aus der Ecke dort hinten heraus und in die Stadt gekommen. Vielleicht hatte er eine Frau geheiratet, die er hätte nicht heiraten sollen, dann hatten sie ihn hier aufgespürt und seine Frau und ihn  umgelegt. Daß da also einer aus Ungarn gekommen ist.

B: Der Mörder hat ja aber auch noch einen Tankwart erschossen und hat an einem weiteren einen Mordversuch begangen, dann ist er spurlos verschwunden. Kann durchaus sein, dass er aus dem Ausland gekommen und wieder dorthin verschwunden ist.

W: Vielleicht ist der aus Ungarn gekommen um hier die alte Rechnung zu begleichen, dann hat er einige Leute erschossen um sich Bargeld zu verschaffen und dann ist er wieder zurück. Aber wie gesagt, das sind alles nur Spekulationen.

Auch die Mutter von Herrn Wehrmann kam einmal kurz zu uns an den Tisch, Danzigerin, von Gotenhafen aus evakuiert, Zeitzeugin der Gustloff-Katastrophe. Sie kann sich auch noch daran erinnern, dass die Maria Makli immer im grünen Rock zum katholischen Gottesdienst ging. Als ungarn-deutsche Flüchtlinge hatten die Maklis ja auch staatliche Unterstützung gekriegt, aber nie etwas aus ihrem Äußeren gemacht. Sie lebten seltsamerweise ärmlich und heruntergekommen in der dreckigen, abgeschiedenen Behausung. Auch mieden sie jeglichen Kontakt. Es wäre denen gar nicht recht gewesen, wenn man Kontakt zu ihnen suchte und man ihnen was zukommen lassen wollte. Es seien sehr merkwürdige Leute gewesen.

Auch gab es dann bei den Leuten Gerüchte, weil der Makli auf einmal dieses Auto fuhr, das war ein Kontrast zu deren Lebensweise.

Ich fragte welche Gerüchte das gewesen seien.

„Es sei gemunkelt worden der Makli wäre oft nach Frankfurt gefahren und dort als Zuhälter tätig gewesen. Aber wie gesagt, das waren Gerüchte einiger Leute und das wollte man natürlich nicht weitererzählen oder hinterfragen, das hätte einem ja eine Anzeige wegen Verleumdung einbringen können…“

Man sieht, es hatte schon seinen Grund, warum die Kripo damals besonders das persönliche Umfeld von Stefan Makli ausleuchten wollte und den Täter in seinem Umfeld vermutete…Schwierig bei solch einem „Eremiten“. Noch heute liegt darüber der Schleier des Geheimnisses…

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Das letzte Relikt der Maklis. Diese Bunkerreste benutzten die Maklis als Kuhstall. Heute befindet sich darin ein Misthaufen.

Foto: ©Copyright, Arndt-Heinz Marx, 2009

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Einige Meter weiter stehen diese überwucherten Bunkerreste. Wurden sie vielleicht auch von den Maklis benutzt?

Foto: ©Copyright, Arndt-Heinz Marx, 2009

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Ca. 100 Meter vom Bunker entfernt befinden sich links am Ende des Weges diese Grundstücke, hier musste das Makli-Areal gewesen sein.

Foto: ©Copyright, Arndt-Heinz Marx, 2009

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Links das weiße Haus der Familie Wehrmann am Triebweg, auf der rechten Seite gegenüber geht der geheimnisvolle Brüllochsenbachweg ab…

Foto: ©Copyright, Arndt-Heinz Marx, 2009

 

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